Silent Inflammation
Das Time Magazine titelte bereits 2004 „Silent Killer – the surprising link between inflammation and heart attacks, cancer, Alzheimer‘s and other diseases“, auf Deutsch: „der überraschende Zusammenhang von Silent Inflammation mit Herzinfarkt, Krebs, Alzheimer und anderen Erkrankungen“. Der ganzheitlichen Medizin ist inzwischen klar, dass diese vom Patienten und auch oft vom schulmedizinischen Arzt unbemerkte unterschwellige Entzündung des Immunsystems die Ursache der meisten chronischen Krankheiten unserer Zeit ist. Der Darm als Mittelpunkt der Gesundheit spielt dabei eine große Rolle. Zu Recht ist er in den vergangenen Jahren ins Zentrum des öffentlichen Interesses und der wissenschaftlichen Forschung gerückt. Gegenwärtig bestätigt die Wissenschaft mithilfe gentechnischer Verfahren, was die Komplementärmedizin bereits seit langem beobachtet: eine gestörte Darmschleimhautbarriere (Leaky Gut oder löchriger Darm) führt nicht allein zu Magen-Darm-Beschwerden wie Reizdarm, sondern wirkt sich im gesamten Körper negativ aus und stresst das Immunsystem.
Allergien, Autoimmunerkrankungen wie z.B. Hashimoto und Rheuma, aber auch Blasen- oder Atemwegsinfekte, können Folgen davon sein. Die richtige Zusammensetzung der Darmbakterien spielt eine wesentliche Rolle für das körpereigene Immunsystem. Die Einnahme von Antibiotika, chronischer Stress, Fehlernährung, Nahrungsmittelunverträglichkeiten und toxische Metalle verändern die Zusammensetzung der Darmbakterien und schädigen die Darmschleimhaut.
2022 ist die erste Pilotstudie, die das Vorhandensein eines Leaky Gut bei chronischen Blasenentzündungen untersucht hat, veröffentlicht worden. In dieser Studie fand sich bei 88 % der Frauen mit chronischen Blasenentzündungen ein Leaky Gut, obwohl „nur“ 68 % der Frauen gleichzeitig Magen-Darm-Beschwerden hatten. Zugegebenermaßen war die Anzahl der Probandinnen mit 16 allerdings sehr klein. Dennoch kann ich selbst aus meiner eigenen täglichen Erfahrung diese Beobachtung bestätigen. Ein Leaky Gut auch ohne Darmsymptome ist viel häufiger als man ahnt.
Ein Leaky Gut ist also eine Ursache einer Silent Inflammation. Warum ist das so?
Sterben Gram-negative Bakterien im Darm ab, werden die in der Zellwand dieser Bakterien enthaltenen Lipopolysaccharide (LPS) frei und gelangen auch in die Blutbahn. Normalerweise zirkulieren im Blut nur sehr geringe LPS-Mengen, die das zentrale Abbauorgan Leber problemlos entgiften kann. Liegt aber eine Darmfehlbesiedelung (Dysbiose) mit vielen Gram-negativen Bakterien vor und besteht gleichzeitig ein Leaky Gut, gelangt viel LPS in die Blutbahn.
Wissenschaftler sprechen dann von einer metabolischen Endotoxinämie; dafür reicht bereits eine zwei- bis drei-fache Erhöhung an LPS aus.
Das überlastet die Abbaukapazität der Leber und setzt im ganzen Körper entzündungsfördernde Botenstoffe – sogenannte pro-inflammatorische Zytokine aus den Immunzellen frei. Durch ein Leaky Gut können aber auch andere körperfremde Eiweiße und Gifte in die Blutbahn gelangen und auch die Ausschüttung entzündungsfördernder Zytokine bewirken.
Die entzündungsfördernden Zytokine haben diverse negativen Auswirkungen auf die Gesundheit: So kommt es zu einer Aktivierung des Enzyms IDO (Indolamin-2,3-Dioxygenase), das den Stoffwechsel der Aminosäure L-Tryptophan regelt.
Bei zu viel IDO-Aktivität wird L- Tryptophan nicht zum Glückshormons Serotonin umgewandelt, sondern zur Aminosäure Kynurenin. Kynurenin hat aber einen immunsuppressiven Effekt, d.h. die Schlagkraft des Immunsystems wird in Mitleidenschaft gezogen; Infektionen und auch Blasenentzündungen können häufiger auftreten. Fehlt Serotonin sind oft auch Schlafstörungen die Folge, da Serotonin der Basis- Baustein des Schlafhormons Melatonin ist.
Darüber hinaus ist Kynurenin neurotoxisch– schädigt also das Nervensystem – und macht depressiv. Zytokine inaktivieren aber auch die Insulinrezeptoren an Muskel-, Fett und Leberzellen und können so eine Insulinresistenz und in der Folge einen Typ-2-Diabetes verursachen. Außerdem fördert eine Silent Inflammation die Entstehung von Fettleibigkeit (Adipositas) und einer nichtalkoholischen Fettleber (NAFDL), zwei Erkrankungen, die in der westlichen Welt stark zunehmen.
Eine Silent Inflammation kann durch Bestimmung von Zytokinen und des „hochsensitiven CRP“ (hsCRP) im Blut erfolgen. Dieses hsCRP ist nicht zu verwechseln mit dem C-reaktiven Protein (CRP), das bei akuten bakteriellen oder auch viralen Entzündungen erhöht ist. Das hsCRP wird mittels empfindlicher Messmethoden auch noch in sehr viel geringeren Konzentrationen als das normale CRP bestimmt.
Was gibt es für weitere Ursachen einer Silent Inflammation?
An Krankheiten der Mundhöhle wird meist nicht gedacht. Eine Silent Inflammation kann durch eine NICO (Neuralgia Inducing Cavitational Osteonecrosis), auch FDOK (Fettig degenerative Osteonekrose des Kieferknochens) genannt, entstehen. Dabei handelt es sich um eine Kieferknochenentzündung, die zu einer Zerstörung des Kieferknochens führt. Leider führt sie bei den meisten Menschen nicht zu Nerven- bzw. unspezifische Gesichtsschmerzen, sondern verläuft unbemerkt. Von außen ist eine NICO bzw. FDOK jedoch nicht erkennbar und bei konventionellen 2D-Röntgenverfahren bleibt die chronische Entzündung meist unbemerkt. Eine NICO/FDOK entsteht typischerweise nach einer Zahnentfernung, wie zum Beispiel der Entfernung der Weisheitszähne mit schlechter Wundheilung trotz Antibiotikagabe, so dass sich Bakterien einnisten können.
Ein weiteres großes Problem im Mund sind wurzeltote Zähne, in deren Tiefe trotz moderner Wurzelkanalbehandlung meist Bakterien zurückbleiben, die sogenannte „Leichengifte“ produzieren und eine stille Immunentzündung auslösen.
Weitere gesundheitsrelevante Gründe, die zu einer Silent Inflammation führen können:
Wir leben in einer toxischen Umwelt. Da bleibt es nicht aus, dass wir toxische Metalle wie beispielsweise Arsen und Quecksilber, aber auch Cadmium und Aluminium mit der Nahrung aufnehmen, ohne es zu ahnen. Selbst Bioagrarprodukte sind davon nicht immer ausgenommen. Eine weitere Quelle sind Amalgamfüllungen.
Toxische Metall inaktivieren Entgiftungsenzyme oder reduzieren die Aufnahme von Mineralstoffen wie Kalzium, Zink, Eisen und Selen. Toxische Metalle lassen sich im Blut messen, wobei dies eher für eine kürzlich über die Nahrung aufgenommene Belastung spricht. Was aber bereits im Gewebe und vor allem im Hirn eingelagert ist, lässt sich nur in aufwendigen Urinuntersuchungen nach Gabe eines metallbindenden Chelatbildners erfassen. Aber nicht genug damit: auch mit Pestiziden wie beispielsweise Glyphosat und Herbiziden, Mikroplastik, Flammschutzmitteln, Lösungsmitteln und Weichmachern werden wir inzwischen täglich konfrontiert.
Außerdem sind wir alle besiedelt mit Viren, Bakterien, Pilzen und Parasiten, von denen wir meist nichts merken, solange unser Immunsystem nicht überbelastet ist. Folgen dieser Überbelastung können dann Infektionen, aber auch Müdigkeit und Erschöpfung sein. Es weiteres Problem für Krankheiten können auch Mikronährstoffmängel sein. Unter Mikronährstoffen versteht man Vitamine, Mineralstoffe, Amino-, Fettsäuren und weitere bioaktive Nährstoffe. Sie sind lebensnotwendig, unter anderem auch für unsere Immunzellen und die Mitochondrien, und müssen über die Nahrung zugeführt werden oder werden teilweise von Darmbakterien gebildet Aufgrund gedüngter Böden, Fehlernährung oder Erkrankungen kann es zu Mangelzuständen kommen. Elektrosmog ist ebenfalls ein Faktor, der unsere Gesundheit negativ beeinflusst.
Wie kann man diese vielen möglichen Ursachen für Krankheiten nachweisen und behandeln?
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